Dickel

(Johann Eduard) Otto, * 5.6.1880 Darmstadt, † 15.6.1944 Undingen bei Reutlingen, Gymnasiallehrer, Führer der Deutschen Werkgemeinschaft

Autoren: Günther Grünsteudel, Dr. MaritaA. Panzer

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Ab 1909 Turnlehrer am Realgymnasium in Augsburg (Peutingergymnasium). Kam über DDP und Landsiedlungsbewegung 1921 zur NSDAP, wurde aber als Konkurrent Hitlers, der wegen Dickel im Sommer kurzzeitig aus der NSDAP austrat, bereits im September dieses Jahres aus der Partei ausgeschlossen. Die von Dickel in Augsburg gegründete ’Deutsche Werkgemeinschaft’ entwickelte sich zum Sammelbecken der ’völkischen’ Kräfte, so dass die NSDAP hier zunächst nicht Fuß fassen konnte. Ihr antisemitisch orientiertes Programm sprach Menschen unterschiedlicher Herkunft an. Im ’Dickelsmoor’, einer Laubenkolonie bei Derching nordöstlich von Augsburg (seit 1972 Ortsteil von Friedberg), sollte sein Siedlungsmodell entstehen. Die im Oktober 1922 gegründete hitlertreue NSDAP-Ortsgruppe Augsburg wuchs nach Betätigungsverbot (November 1923) und Neugründung (März 1925) stark an, während die Werkgemeinschaft zur Bedeutungslosigkeit herabsank. 1934 wurde Dickel als Lehrer beurlaubt, 1936 vorzeitig pensioniert; Ruhestand bei seiner Tochter in Undingen, wo er 1944 Selbstmord beging.

Literatur:

Georg Franz-Willing, Ursprung der Hitlerbewegung, 21974, 160-186

Gerhard Hetzer, Die Industriestadt Augsburg, in: Bayern in der NS-Zeit 3, 1981, 51 f.

Ders., Von der Reichsgründung bis zum Ende der Weimarer Republik, in: Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart, 21985, 588 f.

Augsburger Allgemeine, 8.5.1993.